Diabetesdiagnose – Diabetes Mellitus von einem Tag auf den anderen.

Ich war immer sehr lebhaft. Bewegung und Sport waren mir sehr wichtig. Ich liebte es meine Zeit draußen zu verbringen. Ich war ein ganz normaler Junge

1. Diabetes Mellitus – meine Diagnose

Als ich 15 Jahre alt wurde, fand ich mich an einem kalten Tag im Dezember 1998 im Krankenhaus mit dieser Diagnose wider. Dort ging es dann schnell zur Sache… Ich hatte mehrere Schulungen.

Man brachte mir alles zum Thema Kohlenhydrate, Brot- sowie Insulineinheiten, Blutzucker, Ketoazidose etc. bei. Seitdem beschäftigen mich diese Themen täglich. Anstatt mich mit Freunden zu treffen, musste ich lernen, dass 20 Gramm Weißmehl, 12 Gramm Kohlenhydrate sind, somit eine BE und bei einem Insulin:Kohlenhydrat-Verhältnis von 1:1 ich bei einem Blutzucker zwischen 80 – 140 auch nur eine Insulineinheit benötige.

Insulin Pen

2. Diabetesdiagnose – Die ersten Tage im Krankenhaus

Beruhigt war ich nur als ich erfuhr, dass ich definitiv Wassermelonen essen kann 🙂 damals war das meine größte Sorge. Ich wusste ja nicht, was auf mich zu kommt.

Schnell musste ich mir selbst den Blutzucker messen. Den Finger desinfizieren, mit einer Stechhilfe stechen und dann jedesmal einen riesen Tropfen Blut aus den Finger pressen. Ich lernte verschiedene Insulinarten kennen.

Was der Unterschied zwischen Langzeit- und Kurzzeit-Insulin ist. Das erste Mal Insulin zu spritzen war mit einer einfachen Aufziehspritze in den Bauch, so wie in den Filmen, die ich gesehen habe, nur hatten die mit Sicherheit kein Insulin in den Spritzen 🙂

Von Beginn an habe ich mich für die Basis/Bolus Insulintherapie entschieden, da es mir die größtmögliche Freiheit gab. Das Langzeit-Insulin spritzte ich abends und morgens und dann eine Injektion zu jeder Mahlzeit.

3. Diabetes Mellitus und mein Umgang

Lustig waren die Gespräche mit Verwandten bzw. Bekannten. Sie meinten, dass mein Diabetes sehr schlimm sein muss, weil ich so häufig Insulin spritze. Ah, wie sehr liebte ich Gespräche mit Menschen, die sehr selbstbewusst über Dinge sprachen, über die sie keine Erfahrung hatten  🙂 das war sehr anstregend. Ganz zu schweigen von den nutzlosen Ratschlägen und Tipps, die ich erhalten habe.

Mir war es von Beginn an sehr wichtig, alles alleine zu übernehmen und mich um alles selbst zu kümmern. Erst als Erwachsener begriff ich, was das für eine hohe Verantwortung und Anstrengung war. Es war sehr mühsam, es gab mir aber das Gefühl von Selbständigkeit und ich hasste Mitleid und vor allem hasste ich es mit Samthandschuhen angefasst zu werden.

Aus diesem Grund wollte ich zuerst niemandem davon erzählen. Nach einigen Diskussionen mit meinen Eltern und meiner Ärztin habe ich mich doch anders entschieden.

3.1  Diabetes Mellitus und die Schulzeit

Diabetes Mellitus

Meine Ärztin meinte, dass ich mitten im Klassenzimmer meinen Blutzucker messen und das Insulin spritzen sollte. Beim ersten Mal werden alle zuschauen und Fragen stellen. Beim zweiten nur noch die Hälfte und ab dem dritten Mal wird es keinen mehr interessieren – und so war es auch 🙂 In der Schule angekommen war es irgendwie komisch.

Mitzubekommen was meine Mitschüler in deren Ferien erlebt haben vs. was ich in meinen erlebt habe. Plötzlich musste ich auch feststellen, dass es auch nicht so einfach war, Kohlenhydrate abzuschätzen, vorallem das Essen, das man in der Schulkantine gekauft kaufte.

Die Zeit nach dem Krankenhaus war geprägt von „mich einleben“. Sehr oft habe ich meine Sachen (Messgerät, Insulin) zu Hause vergessen, weil es für mich einfach noch keine Routine war diese Dinge mitzunehmen. Den ganzen Tag unterwegs zu sein, ohne Messgerät und/oder ohne Insulin, das passierte häufig.

Heute kaum vorstellbar. Auch passierte es oft, dass ich nach einer Mahlzeit vergaß Insulin zu spritzen – zum Glück aber großteils nur in der Remmissionsphase von meinem Diabetes Mellitus Typ 1, sodass es keine großen Probleme gab.

3.2. Meine innere Einstellung

Auf das Blutzuckermessen und Insulinspritzen habe ich mich schnell gewöhnt, aber ich hatte ja auch kaum eine Wahl. Leute die mir sagten, dass sie sich nie selbst spritzen konnten, konnte ich auch nie wirklich verstehen.

Wenn du es musst, wirst du es auch können. So ging es mir auch. Wenn ich nicht Insulin spritzen würde, dann würde ich sterben – und zwar relativ rasch. Das ist schon eine gewisse Motivation.

Ich habe großes Glück, dass ich mir über Dinge, die ich nicht ändern kann, keine großen Gedanken mache. Ich war auch nicht sauer – weder auf meinen Köper, dass er schlapp machte, noch auf das „Schicksal“.

Es war einfach so – Pech gehabt, weiter geht’s – Diabetes Mellitus Typ 1, es gibt wesentlich Schlimmeres, dachte ich mir. Ich war eher froh, dass ich Zugang zu so toller medizinischer Versorgung hatte. Das sollten wir alle mehr schätzen. Teststreifen, Pen’s, Insulin etc. alles war da. Um die Versorgung musste ich mir keine Gedanken machen.

4. Mein Umgang mit Diabetes

Gleich nach dem Krankenhaus begann ich intensiver Sport zu machen. Dass ich Diabetes hatte, sollte mich nicht beeinflussen. Das nahm ich mir vor. Eine Situation in der ich mir nicht selbst helfen konnte, hatte ich zum Glück nach den mehr als 20 Jahren Typ1-Diabetes noch nie.

Mein HbA1c war immer im grünen Bereich und in den ganzen Jahren nur zwei Mal bei  7%. Ansonsten immer weit darunter. In der Zwischenzeit bin ich Pumpenträger und trage ein Dexcom CGM.

Und trotz der guten Behandlungsmöglichkeiten und dem medizinischen Zugang, ist es dennoch anstrengend. Diabetes ist immer da – 24h am Tag und das sieben Tage die Woche. Es gibt kein Entkommen und auch keinen Urlaub.

Die Nächte in denen kaum an Schlafen zu denken war, kann ich gar nicht mehr zählen. Fast alle meine Gedanken haben irgendwie mit der Krankheit zu tun.

Einen perfekten Zeitpunkt für eine Hypo habe ich auch noch nicht erlebt. Eine Präsentation oder ein Meeting sind es definitiv nicht. Und Mitten in der Nacht in einer Hypo aufzuwachen ist auch nicht so lustig.

Meinen Weg, meine Gedanken will ich hier mit diesem Blog mit dir teilen. Ich hoffe, dass einige Dinge helfen können. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen.

Falls Du mehr über meine Anfänge mit Diabetes lesen willst, kannst Du es hier auf meiner über mich Seite nachlesen.

Ansonsten kannst Du Dir weitere Artikel in meinem Blog ansehen. Du findest sicher viele weitere hilfreiche Tipps & Tricks.

Dein Diabetoholic