Diabetiker Typ 1 Ernährung? Alles was Du wissen musst in einem Artikel? Nun ja, ich versuche es Mal.

Ernährung ist grundsätzlich eine eigene Wissenschaft an sich. Aber Ernährung bei Diabetes, vor allem Typ 1 Diabetes, ist eine besondere Herausforderung.

Du musst Dir über so viele Dinge Gedanken machen. Messen, Wiegen, Kohlenhydrate berechnen, BE/KE, Insulineinheiten, Spritz-Ess-Abstand, Glykämischer Index etc. sind nur ein paar Schlagwörter die mir gerade einfallen.

Ich versuche Dir hier einen groben Überblick zu geben.

1. Bei der Ernährung dreht sich alles um Kohlenhydrate

Grundsätzlich messen wir Diabetiker unser Essen in Broteinheiten (BE) oder Kohlenhydrateinheiten (KE). Eine BE hat 12 Gramm Kohlenhydrate und eine KE 10 Gramm. Kohlenhydrate zählen neben dem Protein und Fett zu den Makronährstoffen.

Diese Nährstoffe sind für vielfältige Funktionen in unserem Körper verantwortlich und werden nach der Nahrungsaufnahme im Körper verstoffwechselt.

Die Hauptaufgabe unseres Stoffwechsels ist es unseren Körper mit Energie zu versorgen und hier vor allem unser Gehirn. Dieser Aufgabe, unser Gehirn mit Glucose zu versorgen, ordnet unser Stoffwechsel allen anderen Vorgängen unter.

Wenn wir keine Kohlenhydrate aufnehmen, wandelt unser Stoffwechsel zuerst Fett und dann Proteine um, damit unser Gehirn mit Glukose versorgt werden kann.

Sofern Du kein Diabetiker bist, wird Insulin in Deiner Bauchspeicheldrüse produziert und steht bei Bedarf unmittelbar zur Verfügung. Bist Du aber Diabetiker dann ist das leider nicht der Fall (trotz schnellwirkenden Insulinanaloga).

Wir müssen unser Insulin von außen zuführen und in das Unterhautfettgewebe spritzen. Das heißt, dass das gespritzte Insulin auch noch einen „weiten Weg“ vor sich hat bis es in unserem Körper wirken kann.

So beeinflussen viele Faktoren wie schnell das Insulin bei Dir wirkt. Die Einspritzstelle, ob Du die Stelle nach dem Spritzen leicht massierst oder nicht, ob Du Muskelkater hast, Kälte oder Wärme haben auch einen großen Einfluss darauf wann das Insulin wirkt.

Zur gleichen Zeit werden die Kohlenhydrate in Deinem Magen zersetzt und stehen in der Blutbahn zum Eintritt in die Organe und Muskeln zur Verfügung.

Dass wir den Wirkungszeitpunkt des Insulins mit dem Zeitpunkt des Eintritts der Kohlenhydrate ins Blut abstimmen, ist einer der zentralen Punkte unserer Diabetestherapie.

Daher musst Du für die Ernährung bei Diabetes auf die Art der Kohlenhydrate achten, denn das macht einen großen Unterschied.

2. Kurzkettige und langkettige Kohlenhydrate

Kurzgettige Kohlenhydrate haben einen hohen glykämischen Index, werden im Magen sehr schnell zersetzt und sind schnell in unserer Blutbahn.

Es gibt einige Situationen in denen ich genau das will wie zB: beim Sport oder bei einer Unterzuckerung. Wenn aber meine Mahlzeit hauptsächlich aus diesen Kohlenhydraten besteht, dann steigt mein Blutzucker nach der Mahlzeit sehr stark an (postprandial).

Zu den kurzkettigen Kohlenhydraten gehören zB: Weißmehl und Zucker und ich meide diese so gut es geht in meiner Ernährung. Du solltest ebenfalls darauf achten und diese stark reduzieren.

Langkettige Kohlenhydrate benötigen zur Zersetzung im Magen länger als kurzkettige. Wenn Deine Mahlzeit zu einem Großteil aus langkettigen Kohlenhydraten besteht, dann wird Dein Blutzucker nach der Mahlzeit nicht so stark ansteigen und Deine Blutzuckerkurve wird viel flacher.

Zu den langkettigen Kohlenhydraten zählen zB: Vollkornprodukte. Daher solltest Du bei Deiner Ernährung, Lebensmittel mit kurzkettigen Kohlenhydraten durch langkettige tauschen.

3. Glykämischer Index und der Einfluss auf Deinen Blutzucker

Der Glykämische Index sagt aus wie schnell ein Kohlenhydrat im Verhältnis zu Traubenzucker in das Blut gelangt. Essen wir Nahrungsmittel mit einem hohen Glyx umso schneller steigt unser Blutzucker nach der Aufnahme an.

Traubenzucker hat einen Glykämischen Index von 100. Je niedriger dieser Wert, desto langsamer gelangen die Kohlenhydrate in die Blutlaufbahn.

Wenn Du einen Apfel, der einen Glyx von 40 hat, mit einer Banane die einen Glyx von 70 hat isst, dann erhöht der Apfel wesentlich langsamer deinen Blutzucker als die Banane.

Du solltest nur wissen, dass der Glykämische Index in der Praxis durchaus auch umstritten ist. Es gibt viele Gründe dafür. Der Index ist nicht gleich und ändert sich, vor allem beim Obst mit dem Reifegrad. Darüber hinaus hängt der einzelne Wert auch von der Zusammensetzung Deiner Mahlzeit ab.

Wenn Du etwas fettiges isst, dann nimmt der Glyx der einzelnen Nahrungsmittel stark ab, da die Verwertung im Mangen deutlich gebremst wird. Dennoch, für uns Diabetiker macht es einen großen Unterschied, welchen Glyx die einzelnen Nahrungsmittel haben.

Ich merke bei mir einen sehr großen Unterschied beim Blutzucker nach einer Mahlzeit. Meine Blutzuckerkurve ist viel flacher und der postprandiale Blutzucker viel niedriger wenn meine Gesamtmahlzeit einen niedrigen Glyx hat.

Deshalb solltest Du die Kohlenyhdrate etwas reduzieren und diese sollten bei Deiner Ernährung zum Großteil einen niedrigen Glykämischen Index haben.

Du kannst auch hierzu einige Studien lesen. So hat Dein Blutzucker nach der Mahlzeit einen großen Einfluss auf Deinen HbA1c. Und einen großen Einfluss auf Deinen Blutzucker nach der Mahlzeit hat der Glykämische Index der Nahrungsmittel.

4. Fett-Protein-Einheiten in der Diabetes Typ 1 Ernährung

Früher dachte ich, wenn Kohlenhydrate meinen Blutzucker erhöhen, dann muss ich keine mehr essen und mein Blutzucker bleibt konstant (z.B. Low Carb Ernährung).

Zum Glück ist das etwas länger her und nein, das stimmt nicht. Wenn Insulineinheiten gespritzt werden, dann erfolgt das immer auf Basis von belegten Broteinheiten. Belegt meine ich, dass das Toastbrot mit z.B. Wurst/Käse (und somit mit Fett & Proteinen) belegt ist. Fett & Proteine werden ebenfalls verstoffwechselt, nur eben etwas später.

Während vor allem kurzkettige Kohlenhydrate relativ schnell verarbeitet werden und schnell unseren Blutzucker erhöhen ist es bei Fett ganz anders. Eine Ölsardine brauch ca. 8 Stunden im Magen bis sie verarbeitet wurde. 

Deshalb steigt unser Blutzucker nach dem Grillen oder nach einer Pizza aufgrund der fettreichen Mahlzeit nach ein paar Stunden so ordentlich in den Himmel. Als Faustregel kannst  annehmen: wenn Du auf  Kohlenhydrate verzichtest und nur Fett und Proteine isst (zB: bei einer Low-Carb-Ernährung), muss Du bei ca. 200 – 250 kcal nach drei Stunden eine Insulineinheit spritzen.

Für mich ist das schon recht mühsam und alleine deshalb esse ich Kohlenhydrate. Einen Blogeintrag warum eine Low-Carb-Ernährung bei Deiner Ernährung mit Diabetes eher kontraproduktiv ist, habe ich hier geschrieben.

5. Meine Ernährungsweise

würde ich als: „vegetarische, so gut wie möglich pflanzenbasierte, Reduced Carb Ernährungsweise mit Fokussierung auf Nahrungsmittel mit einem niedrigerem Glyx“ nennen.

Ich verzichte grundsätzlich auf Fleisch (auch aus moralischen und ethischen Gründen, aber das ist ein anderes Thema). Fleisch hat für mich nur „leere Kalorien“ und erhöht darüber hinaus, wie alle Nahrungsmittel tierischen Ursprungs, Deinen Cholesterinspiegel.

Ich meide tierische Produkte wo ich nur kann. Kohlenhydrate schränke ich dort ein wo es Sinn macht, so zB: gibt es tolle Alternativen bei Müsli, Brot, oder vor allem bei Nachspeisen etc. Ich versuche so viel wie möglich selbst zu kochen und mir mein Essen selbst zuzubereiten. Hat auch den Vorteil, dass ich so viel leichter Essen abschätzen kann wenn ich nicht zuhause esse.

Du musst beachten, dass das Essen einen Großen Einfluss auf Deinen HbA1c hat und ist eine der zentralen Säulen Deiner Diabetestherapie ist. Welchen Einfluss Sport auf Deinen Blutzucker hat beschreibe ich hier

Wie Deine mentale und Deine innere Einstellung alle Deine Entscheidungen beeinflusst und einen Effekt auf Deine Therapie hat beschreibe ich hier.

6. Fazit

Ernährung ist ein sehr komplexes Thema beim Diabetes. Leider ist es aber auch eines der zentralsten Themen für ein gutes Management. Über- sowie Unterzuckerungen hängen zentral mit dem Thema zusammen.

Willst Du eine stabile Therapie und gute Ergebnisse erreichen, dann musst Du auf Deine Ernährung achten.

Halte Dich an die folgenden Regeln und Du wirst Erfolg in Deiner Therapie haben:

  • Reduziere Deine Kohlenhydrate (lasse sie aber nicht weg!)
  • Achte, darauf, dass die Kohlenhydrate einen niedrigen glykämischen Index haben
  • Nicht zu fettig essen (vor allem nicht Abends)

Mehr über mich erfährst Du auf meiner über mich Seite.

Schau auch ich meinem Blog vorbei. Du findest sicher viele hilfreiche Tipps & Tricks.

Dein

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