Warum ich mich für eine Insulinpumpe nach vielen Jahren Diabetes entschieden habe

Der Umstieg von der Basis-Bolus-Insulintherapie mit Insulin-Pen’s auf eine Insulinpumpe war für mich eine meiner wichtigsten Entscheidungen.

Die Insulinpumpe hat sehr viele Vorteile, aber auch einige Nachteile, die ich hier beschreiben werde. Diese abzuwiegen war schon schwer genug. Aber auch die Insulinpumpen miteinander zu vergleichen war eine Herausforderung.

Seit meiner Diagnose im Februar 1999 habe ich die Basis-Bolus-Insulintherapie.

Dies bedeutet, dass ich ein Mal am Tag das Langzeitinsulin gespritzt habe, zuvor sogar zwei Mal, bevor ich auf Lantus umgestiegen bin. Zusätzlich zum Basisinsulin zu jeder Mahlzeit dann noch das Bolus- bzw. Mahlzeiteninsulin.

Dann natürlich noch weitere Insulinspritzen bei Korrekturen.

Grob geschätzt habe ich in den 18 Jahren Basis-Bolus-Therapie ungefähr 30.000 Insulin injiziert.

Meine Gründe für eine Insulinpumpe

Der Hauptgrund war, dass das Lantus, mein Langzeitinsulin, nicht mehr gut gewirkt hat. Das Lantus hat eine Wirkdauer von 24 Stunden und muss daher nur ein Mal am Tag gespritzt werden.

Ich hatte das Problem, dass ich in der Nacht ständig unterzuckerte, sodass ich kaum eine Nacht durchschlafen konnte, während hingegen ab dem späten Nachmittag mein Blutzucker stark anstieg.

Entweder ich senkte die Basisrate und hatte nachts vernünftige Werte, dafür hohe Werte abends. Oder ich erhöhte die Basisrate und hatte nachts sehr niedrige Werte, dafür aber normale Werte am Abend.

Mit Sport verstärkte sich dieser Effekt nur noch. Als ich dann ein Mal mit 30mg/dl in der Früh aufgewacht bin, musste ich dringend was ändern.

Der erste große Vorteil der Insulinpumpe ist, dass Du die Basalrate flexibel über den Tag einstellen kannst.

Die Basisversorgung des Insulins ist nicht wie beim Langzeitinsulin über den Tag gleich. Ich habe alle vier bis fünf Stunden eine andere Basalrate.

Darüber hinaus ist es sehr leicht möglich bei speziellen Bedarf die Basalrate flexibel und rasch zu ändern. Wenn ich krank bin, dann kann ich die temporäre Basalrate erhöhen oder wenn ich Sport mache, dann ganz einfach senken.

Ein weiterer Grund für meinen Wechsel war das Buch „Diabetes und Sportfiebel“ von Ulrike Thurm. Zu dem Buch werde ich später eine Buchrezession schreiben. Kurz vorweg: im Buch wird der Effekt von Sport auf Deinen Körper und Blutzucker beschrieben.

Was ich sehr gut finde, sind die persönlichen Erfahrungen der Betroffenen, die den wesentlichen Teil des Buches ausmachen.

So beschreibt die Autorin wie die Betroffenen mit ihrem Diabetes beim Sport umgehen, was genau sie vor und nach dem Sport machen, wie sie ihr Insulin vor dem Sport anpassen, was sie während des Sports machen und wie sie ihre Glukosespeicher vorher auffüllen.

Es ist großartig so viele Meinungen von Betroffenen zu lesen, die verschiedenste Sportarten praktizieren und wie sie damit umgehen.

Die meisten Diabetiker in dem Buch haben eine Insulinpumpe und viele beschreiben was für ein großer Vorteil die Insulinpumpe, nicht nur aus sportlicher Sicht, für sie ist.

Ich konnte aus dem Buch herauslesen, dass diese Flexibilität der Insulinpumpe sehr große Vorteile hat, die ich mit einer Basis-Bolus-Insulintherapie nicht haben konnte.

Ich kann vor dem Sport die Basalrate temporär senken und muss so nicht noch mehr Traubenzucker zuführen.

Mich hat es nie gestört in der Öffentlichkeit meinen Pen rauszunehmen und Insulin zu spritzen.

Ich war aber von der Diskretion einer Insulinpumpe sehr angenehm überrascht. Keine merkwürdigen Blicke mehr wenn Du eine Hautfalte in Restaurants machst.

Einfach, wie auf einem Handy, kurz was eintippen und das Mahlzeiteninsulin wird gespritzt.

Kein „Spritzen“ mehr. Ich habe oben geschrieben, dass ich ungefähr 30.000 Mal Insulin spritzen musste. Das ist natürlich eine große Belastung für den Körper.

Ich habe die Spritzstellen immer gewechselt. Das ist natürlich trotzdem schwer, wenn Du sieben-acht Mal am Tag spritzen musst.

So fand ich die richtige Insulinpumpe

Sehr geholfen hat mir die Webseite: www.pumpencafe.de. Hier kannst Du alle wichtigen Informationen zu jeder Insulinpumpe finden.

Ich finde es sehr gut, dass Du auch die einzelnen Pumpen miteinander vergleichen kannst. Dies hat mir die Entscheidung sehr erleichtert.

Zuerst habe ich für mich festgehalten was mir wichtig ist:

  • Ich mache viel Sport (verschiedene Sportarten), daher darf die Insulinpumpe nicht im Weg stehen.
  • Ich gehe gerne lang schwimmen, daher sollte die Pumpe wasserdicht sein.
  • Unabhängigkeit ist für mich sehr wichtig, sie sollte mich so wenig wie möglich behindern.

Im Endeffekt hast Du die Wahl zwischen zwei Systemen, der schlauchlosen Insulinpumpe – OmniPod und Insulinpumpen mit Schlauch (MiniMed etc.).

Der große Vorteil der MiniMed aus meiner Sicht war, dass die Insulinpumpe mit dem CGM Enlite Sensor kommuniziert und die Insulinzufuhr bei der Gefahr einer Hypo die Insulinversorgung stoppt.

Ich habe mich aber für die schlauchlose Insulinpumpe entschieden. Hier muss ich in den POD Insulin befüllen und den POD an meinen Körper kleben. Alle drei Tage muss dieser gewechselt werden.

Der große Vorteil hier ist, dass die Insulinpumpe schlauchlos ist und sie somit an viel mehr Stellen getragen werden kann.

Warum ich mich für die Omni-Pod Insulinpumpe entschieden habe

Ich habe mich für die schlauchlose Pumpe von OmniPod entschieden, da

  • die Pumpe keinen Schlauch hat. Ich muss sie nicht am Gürtel befestigen, muss keine Angst haben, dass ich mit dem Schlauch hängen bleibe, bin beim Sport und im Alltag viel freier. Dadurch habe ich große Bewegungsfreiheit.
  • sich der OmniPod von alleine entlüftet. Bei den Schlauchpumpen kann es sein, dass Luft statt Insulin gespritzt wird (Ketoazidosegefahr!).
  • Durch den PDM (Personal Diabetes Manager) ist die Insulinabgabe sehr diskret.
  • Schwimmen problemlos über längeren Zeitraum möglich ist.

Vor- und Nachteile einer Insulinpumpe

Vorteile

  • Kein manuelles Spritzen
  • Sehr diskret 
  • Basalrate – Einstellung sehr viel genauer möglich
  • Insulinbedarf sinkt
  • Kleinere Spritzmengen möglich
  • Schnelleres Korrigieren

Nachteile

  • Größere Gefahr einer Ketoazidose
  • PEN sollte trotzdem immer mitgenommen werden
  • Längerer Spritz- Ess Abstand
  • Insulinpumpe macht Diabetes sichtbar

Vorteile einer Insulinpumpe

  • Du musst nicht mehr mit Pen spritzen. Wie oben geschrieben, habe ich in meinen 18 Jahren ohne Pumpe mehr als 30.000 Insulininjektionen gehabt. Ich habe schon ein paar Tage gebraucht um mich daran zu gewöhnen, den Pen vor dem Essen nicht in die Hand zu nehmen. Lustig war auch, dass ich die erste Zeit immer um 22:00 auf die Uhr geschaut habe, da dies meine Lantus-Spritz-Zeit war.
  • Auch wenn mich das nie wirklich gestört hat, aber vielen Diabetikern bereitete der Pen in der Öffentlichkeit Unbehagen. Die Pumpe ist sehr diskret. Einfach den PDM (der wie ein etwas altes Handy aussieht) und Insulin abgeben.
  • Ein sehr großer Vorteil ist, dass Du die Basalraten (sogar auf Stundenbasis) individuell einstellen kannst. Mit dem Lantus habe ich 21iE pro Tag gespritzt. Da aber Dein Körper je nach Tageszeit einen unterschiedlichen Insulinbedarf hat, war das Lantus entweder zu viel (z.B. nachts, wenn Dein Insulinbedarf sehr gering ist) und in der Früh zu gering (wenn dein Insulinbedarf vergleichsweise hoch ist).
  • Der Insulinbedarf sinkt, weil die Insulinpumpe effektiver arbeitet. Während ich mit beim Lantus 21iE gebraucht habe, brauche ich bei der Insulinpumpe nur 16iE.
  • Mit einem Pen ist die kleinste Einheit 0,5 iE, die Du spritzen kannst. Mit der Insulinpumpe sind es 0,1 iE. Damit hast Du die Möglichkeit wesentlich genauer spritzen zu können.
  • Ich korrigiere viel schneller. Mit dem Pen habe ich viel später korrigiert. Mit der Insulinpumpe korrigiere ich schon Werte ab 130 mg/dl.

Nachteile einer Insulinpumpe

  • Gefahr der Ketoazidose. Da Du kein Depotinsulin im Körper hast wie beim Langzeitinsulin, kann sich eine lebensgefährliche Ketoazidose sehr schnell entwickeln.
  • Du solltest trotz der Insulinpumpe immer auch einen Pen mitnehmen. Da Du kein Depotinsulin im Körper hast, bekommst Du sehr schnell (ca. ein- bis zwei Stunden) ein sehr ernstes und großes Problem, wenn Deine Pumpe ausfällt.
  • Längerer Spritz-Ess-Abstand. Sofern Du einen Spritz-Ess-Abstand einhalten musst, dann wird sich dieser bei einer Insulinpumpe um ein paar Minuten verlängern, da das Insulin in sehr kleinen Mengen von der Pumpe abgegeben wird.
  • Ein psychisches Problem, jedenfalls für mich. Es ist interessant, aber als ich die Pumpe bekommen habe, konnte ich Diabetes an meinem Körper sehen und anfassen. Die ganzen Injektionen haben mich nie wirklich gestört. Aber die Insulinpumpe, die ich auf meinem Körper befestigt habe, kann ich fühlen und sehen. Es zeigt mir, dass ich „krank“ bin. Das war für mich etwas, womit ich erst klar kommen musste.

Fazit zur Insulinpumpentherapie

Die Insulinpumpe war ein großer Gewinn für meine Lebensqualität. So turbulent und stressig das Leben nun einmal ist, kann ich mit der Insulinpumpe meine Basalraten sehr leicht anpassen.

Egal ob ich krank bin und mehr Insulin brauche oder mal mehr oder weniger Sport mache, ich kann es in ein paar Sekunden einstellen.

Anstatt mich bis zu acht Mal am Tag mit Pen-Nadeln zu spritzen, reicht ein Mal den Pod auf meinen Körper zu kleben, der alle drei Tage gewechselt wird.

Die Gefahr einer Ketoazidose ist präsent und im Vergleich zu der Therapie mit einem Pen sehr hoch. Jedoch kann man es sehr gut in den Griff bekommen, speziell wenn Du ein CGM hast.

Ich hoffe, ich konnte Dir einen guten Überblick über die Vor- und Nachteile von einer Insulinpumpe geben und Dir Deine eigene Entscheidung etwas erleichtern.

Die Seite www.pumpencafe.de ist eine sehr gute Seite, auf welcher Du vieles über die jeweiligen Insulinpumpen erfährst.

Mehr über mich erfährst Du auf meiner über mich Seite.

Schau auch ich meinem Blog vorbei. Du findest sicher viele hilfreiche Tipps & Tricks.

Dein Diabetoholic